Ich Trug Nur Einen Teller Bei Mir


Ich ging zunächst mit meinem selbst gefertigten Unterteller los und sprach eine Mutter mit ihrer Tochter an. An der Haltung meiner Hände, auf denen der Teller lag, zeigte sich ihnen bereits, dass dieser nun für sie bestimmt war. Ich fragte, "darf ich ihnen etwas schenken?" und es folgte ein klares "Nein!". Ich begann also meine Geschichte, berichtete über meinen Arbeitsprozess, in dem der Teller entstanden war. Damit suchte ich die Anonymität und den Argwohn, den ich verspürte, zu überbrücken. Die Mutter antwortete, das sei ja wie immer! Irgendjemand quatschte einen an und wolle etwas geben, mit dem man doch überhaupt nichts anfangen könne. Ich stellte fest: "Es fehlt Ihnen also ein persönlicher Bezug zu mir?!", Ja, so sei das!, erwiderte sie und fügte an: 
"Wenn es meine Freundin Sabine gewesen wäre, die mir sagt, den Teller habe ich letzte Woche getöpfert. Der ist für dich, meine Liebe!", dann wäre es etwas anderes und sie hätte ihn gerne genommen.  Ich wünsche einen schönen Tag, bekunde mein Verständnis und gehe weiter.

An der nächsten Ecke treffe ich ein älteres Ehepaar, das auf dem Telefon etwas sucht.
Ich unterbreche sie und sie schauen gespannt auf den eigenartigen Teller. ich beginne wieder und sage, "Ich würde Ihnen gerne einen Teller schenken, der den Moment der Zusammenkunft und des Austauschs symbolisierte. ich suchte nach Objekten, die immer in solchen Momenten auftauchten, wenn etwas gegeben würde. Und der Teller wäre momentan mein Geschenk.
Je mehr ich redete, umso weniger abstoßend wurde der wabbelige, hautfarbene Teller und sie sagten,
sie würden ihn gerne nehmen und ihn weiter vergeben. Darüber würde ich mich sehr freuen, sagte ich und der Mann ergänzte noch, er würde heute Abend dieses Thema wieder aufnehmen.

Ohne Teller sprach ich jetzt zwei Männer im Gespräch an.
ich erzählte, dass ich gerade meinen Teller verschenkt hätte und jetzt nach etwas ähnlichem suchte.
Einen Teller hätten sie nicht, nur lauter Wertgegenstände, die sie lieber behalten würden.
Sie hätten nichts zu tauschen. Darauf antwortete ich, "dass mein Teller ja weg sei und ich auch außer dieser Geschichte nichts mehr tauschen könne und es um ein Geschenk und keinen Tausch gehe."
Dann wäre sein Geschenk für mich jetzt, verbal nämlich, "dass ich einfach bleiben solle. Das liebten die Leute. Sie wollten doch wissen, was man von ihnen wolle und ich sollte nicht so viel erzählen, bevor ich sagte, was ich möchte - Wenn es ums Tauschen ginge, sollte ich auch sagen, dass es ums Tauschen geht!."  Wir verabschieden uns freundlich.

Ich pflückte die nächste schöne Blume, die mir ins Auge fiel und ging
in das Nagelgeschäft, das ich schon auf dem Hinweg gesehen hatte. Ich dachte mir,
vielleicht kann man dort ja auch mit Blumen 'einkaufen'. Die zwei Frauen waren weniger irritiert als ich befürchtete, als ich sagte, "ich möchte gerne diese Blume mit Ihnen gegen etwas tauschen."
Sie fragten, was ich denn tauschen wolle und ich antwortete schnell, dass sie sich das selbst aussuchen könnten. Dass es alles sein könnte.
Ich bekam eine kleine Flasche Haaröl für meine Blume!
Wir bedankten uns und ich ging aus dem Laden.

...



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