8.4.2017 Longchaumois

So viel herzliche Gastfreundschaft, herrliche Landschaft !









8. April 2017 | Long Chaumois

Der Charakter der Gabe – so Mauss – ist durchaus ambivalet, bewegt sich der Gabentausch doch zwischen Freiwilligkeit und Spontanität auf der einen, sozialer Verpflichtung auf der anderen Seite.
(...) Mauss ging es um ein drittes Prinzip: um Solidarität als einer Form wechselseitiger Anerkennung duch Gabentausch, welche auf sozialen Bindungen und wechselseitiger Verschuldung beruht.

Frank Adloff, Christian Papilloud: Alain Caillés Anthroprologie der Gabe – Eine Herausforderung für die Sozialtheorie, S. 13 und 15, in: Alain Caillés: Anthroprologie der Gabe, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008, S. 7 - 39

Am nächsten Nachmittag will uns Nadège, Bernards Schwägerin, mit in die nächste Stadt nehmen. So haben wir einen freien Vormittag zu dritt. Die Pause tut gut. Wir gehen spazieren und lesen in Mauss Buch weiter. Zur verabredeten Zeit setzen wir uns vors Wirtshaus. Bevor Nadège eintrifft, kommen Bernard und Arnaud, die uns herzlich begrüßen. Als Nadège kommt, lädt sie uns ein, noch eine weitere Nacht zu bleiben und bei ihr und Arnaud zu schlafen. Sie würde sich sehr freuen, könne es aber auch verstehen, wenn wir weiter wollten. Sie wolle uns nicht binden. Zögernd nehmen wir an. 

Der Tag mit den beiden wird herrlich. Abends gibt es Barbecue bei einem benachbarten Freund mit kleiner Tanzeinlage. In den beiden Dorfkneipen begrüßt man uns schon herzlich. Ich kann so schwer einschätzen, ob unser Besuch wirklich willkommen ist. Immer wieder laden wir nach Berlin und Halle ein. Una und ich fühlen uns unwohl, weil das Gleichgewicht zwischen Annehmen und Geben so gar nicht mehr ausgewogen scheint. Karl-Konrad fällt das leichter. Er sei stolz, weil er sich angenommen zu fühle.

Am nächsten Morgen hat Nadège schon Frühstück bereitet. Leider müssen wir gehen, als das Gespräch gerade interessant ist. Bernard fährt uns die 40 km bis nach Maisod: Musik aufdrehend, mit den Händen aufs Lenkrad trommelnd, schnell in den Kurven – irgendwie fühlt es sich schon vertraut an. Tatsächlich findet jeder von uns Dreien einen Gegenstand, den wir bei der letzten Fahrt im Auto liegengelassen und schon vermisst haben.

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