4.4.2017 Losgehen


für die Reise Geliehenes und Gegebenes 


4. April 2017 | Losgehen – Halle

Das, was in dem empfangenen oder ausgetauschten Geschenk verpflichtet, kommt daher, daß die empfangene Sache nicht leblos ist. Selbst wenn der Geber sie abgetreten hat, ist sie noch ein Stück von ihm.

Im Maori-Recht [ist] die durch die Sache geschaffene Bindung eine Seelen-Bindung [...], denn die Sache selbst hat eine Seele, ist Seele. Woraus folgt, daß jemand etwas geben soviel heißt, wie jemand etwas von sich selbst geben. (...) Es ist vollkommen logisch, daß man in einem solchen Ideensystem dem anderen zurückgeben muß, was in Wirklichkeit ein Teil seiner Natur und Substanz ist; denn etwas von jemand annehmen heißt, etwas von seinem geistigen Wesen annehmen, von seiner Seele; es aufzubewahren wäre gefährlich und tödlich ... .
Marcel Mauss: Die Gabe, Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2016 (erste Aufl. 1990), S.33 und 35

Es geht los. Auf Reisen, ohne viele Pläne gemacht zu haben, können wir offen sein für den Moment und die in ihm liegenden Gelegenheiten. Unterwegs ohne das Tauschmittel Geld wollen wir untersuchen, wie und was wir geben können, was wir gegeben bekommen und auf welche Arten und Weisen. 

Im Gepäck habe ich viele geliehene oder geschenkte Dinge, beinahe jedes von einem anderen Freund. Ich freue mich, dass ich mich beim Hantieren mit ihnen mit demjenigen, der es mir gegeben hat, verbunden fühle. Seltsamerweise gibt das mir Sicherheit. So nehme ich ein Stück von meinem alltäglichen Leben mit, in dem viel durch Schenken und Teilen funktioniert – im Vertrauen darauf, dass Geben und Nehmen sich ungefähr die Waage halten. 

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