Porträts von Fremden





Sizilien – zwei alte Männer sitzen vor einer Kirche und füttern Tauben. Ein Orangenverkäufer. Zwei schicke Damen im Restaurant… Ich fotografiere den Ätna, den Hafen, den Hund und die Palmen, aber es gibt keine Menschen auf meinen Fotos. Obwohl sie mir für die Dokumentation eines Ortes wichtig wären, gebe ich dem Impuls sie zu Porträtieren nicht nach. Die Angst davor mit fremden Menschen in Kontakt zu treten ist zu groß. Aber was würde passieren? Wären sie irritiert? Verärgert? Oder nicht vielleicht sogar geschmeichelt? Kann ich mich trauen, das zu erfragen, was ich meinem Impuls folgend gerne hätte?  Ich möchte diese Momente untersuchen, in denen ich zwischen dem Interesse an fremden Personen und meiner Angst vor einer Kontaktaufnahme stehe. Ich will versuchen die Sicherheit der Distanz aufzuheben. Damit ich ein Innehalten der/ des Fremden bekomme, kurze Aufmerksamkeit und vielleicht die Möglichkeit zu fotografieren. Geht es noch weiter? Kann ich mich revanchieren und auch etwas geben? Würden sich die Fremden über einen Abzug ihres Porträts freuen, oder ist die damit verbundene Preisgabe des Namens und der Adresse nun wirklich zu viel Intimität für einen flüchtigen Straßenkontakt?

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